Freiburg-Kapitän Patrick Lienhard: "Für mich ist das eine schöne Geschichte"
Für Patrick Lienhard, Kapitän beim SC Freiburg II, steht am Freitag ab 19 Uhr im Rahmen des 6. Spieltages in der Regionalliga Südwest die Partie bei seinem Ex-Klub FC 08 Homburg auf dem Programm. Mit zehn Punkten aus den ersten fünf Spielen sind die Breisgauer gut aus den Startlöchern gekommen, streben im Saarland nun im dritten Auswärtsspiel auch ihren dritten Sieg an.
Im Interview vor dem "Spiel der Woche" spricht der studierte Wirtschaftswissenschaftler, der schon in der Jugend beim Sport-Club ausgebildet wurde, über den guten Saisonstart, Ex-Trainer Christian Streich und seine persönlichen Ziele.
Am Freitag steht die Partie bei Deinem Ex-Klub FC 08 Homburg an. Wie groß ist die Vorfreude auf das Wiedersehen, Patrick?
Patrick Lienhard: Ich habe fünf Jahre in Homburg gespielt, war dort Kapitän und freue mich nicht nur auf das Flutlichtspiel, sondern auch auf viele bekannte Gesichter. Mit Markus Mendler und Mart Ristl sowie Co-Trainer Sven Sökler habe ich beim FC 08 Homburg noch selbst zusammengespielt.
Hat sich Trainer Benedetto Muzzicato schon Tipps bei Dir abgeholt?
Lienhard: Im Trainerteam gibt es dafür extra Leute, die bei uns für die Gegneranalyse verantwortlich sind. Mit unseren Co-Trainern habe ich über Homburg gesprochen. Aber grundsätzlich benötigen sie meinen Ratschlag nicht, weil sie sich ihr eigenes Bild vom Gegner machen.
Bei nur einem Punkt Rückstand auf die Tabellenspitze ist der SC Freiburg II nach dem Abstieg aus der 3. Liga gut aus den Startlöchern gekommen. War vielleicht sogar noch mehr drin?
Lienhard: Jedes Spiel hat seine eigene Geschichte. Wir hätten zum Saisonstart gegen Kickers Offenbach gerne einen Dreier mitgenommen. Bei der Heimniederlage gegen den FSV Frankfurt lief es alles andere als nach Wunsch. Dennoch geht unsere bisherige Punktausbeute schon in Ordnung.
Wie bewertest Du insgesamt die Qualität der Regionalliga Südwest?
Lienhard: Viele Mannschaften wie der 1. FC Saarbrücken, der SV Waldhof Mannheim, die SV 07 Elversberg oder der SSV Ulm 1846 Fußball haben in den letzten Jahren den Weg aus der Regionalliga Südwest geschafft und sich in den höheren deutschen Ligen etabliert. Das sagt viel über die Qualität aus. Dadurch hat die Liga aber auch einige Topklubs verloren. Mit starken Aufsteigern wie dem SV Eintracht-Trier oder dem FC Giessen ist die Liga aus meiner Sicht dafür in der Breite besser geworden. Die Spielklasse ist insgesamt sehr spannend und ausgeglichen.
Du hast beim SC Freiburg die Nachwuchsabteilung durchlaufen, führst jetzt die U 23-Mannschaft als Kapitän auf das Feld. Was bedeutet Dir das?
Lienhard: Für mich ist das eine schöne Geschichte, weil man im Fußball vieles gar nicht planen kann. Dass ich zum Ende meiner Laufbahn noch einmal für meinen Heimatverein spielen darf, macht mich glücklich und erfüllt mich mit Stolz. Mir ist bewusst, dass ältere Spieler bei einer U 23 eine besondere Rolle ausfüllen und das große Ganze im Blick haben sollen. Ich will den jungen Spielern meine Erfahrungen weitergeben und ihre Entwicklung vorantreiben.
In der Jugend warst Du auch unter Trainerlegende Christian Streich am Ball. Was hast Du von ihm vor allem gelernt?
Lienhard: Christian Streich ist ein ganz besonderer Trainer und Mensch. Diese Kombination macht ihn zu einem Unikat, weil sein Fußball-Fachwissen überdurchschnittlich gut ist. Darüber hinaus hat er in jedem Spieler aber vor allem auch den Menschen gesehen. Inhaltlich habe ich von ihm sehr viel über Fußball gelernt. Er war für mich ein Mentor, hatte mir während meiner Zeit an der Freiburger Fußballschule Werte vermittelt, die hilfreich für mein weiteres Leben waren. In der Saison 2010/2011 wurden wir in Berlin zusammen DFB-Pokalsieger der Junioren, hatten FC Hansa Rostock 7:5 nach Elfmeterschießen besiegt. Bei mir im Team waren damals Matthias Ginter und Christian Günter, die jetzt Leistungsträger bei den Freiburger Profis sind.
Während Deiner Laufbahn hast Du 75 Spiele für den SSV Jahn Regensburg und den SC Freiburg II in der 3. Liga absolviert. Warum hat es bei Dir für ganz nach oben nicht gereicht?
Lienhard: Mit einer Körpergröße von 1,68 Meter hatte ich nicht unbedingt die besten körperlichen Voraussetzungen für den immer athletischer werdenden Fußball mitgebracht. Außerdem warfen mich insgesamt zehn Verletzungen, bei denen ich jeweils länger als sechs Wochen ausgefallen war, leider immer wieder zurück. Als Offensivspieler wird man an Toren und Vorlagen gemessen. Meine Statistiken waren für höhere Aufgaben einfach nicht gut genug. Ich bin meinen Weg gegangen, habe meinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen und mittlerweile die Trainer B-Lizenz erworben. Unter dem Strich kann ich in den Spiegel schauen und sagen, ich habe alles gegeben.
Vor zwei Jahren hast Du mit Freiburg II die Vizemeisterschaft in der 3. Liga gefeiert, eine Saison später seid Ihr als Tabellenletzter abgestiegen. Wie ist so etwas möglich?
Lienhard: Im Jahr der Vizemeisterschaft hatten wir eine unfassbar gute Mannschaft. So standen etwa Angreifer Maximilian Breunig, der jetzt für den 1. FC Heidenheim spielt, oder Robert Wagner und Philipp Treu, die für den FC St. Pauli in der Bundesliga auflaufen, bei uns im Kader. Yannik Engelhardt spielt inzwischen in Italien in der Serie A für Como 1907, Angreifer Vincent Vermeij für Fortuna Düsseldorf. U 21-Nationaltorhüter Noah Atubolu, Kenneth Schmidt und Max Rosenfelder gehören bei uns zum Profikader. Das sagt schon sehr viel aus. Dazu hatten wir einen Flow und permanent gute Ergebnisse erzielt. Vor der folgenden Saison war der personelle Umbruch riesig. Mehr als 15 Spieler hatten uns verlassen und wir konnten uns aus dem negativen Strudel, der uns in der Hinrunde erfasst hatte, erst zum Ende der Saison wieder befreien. Da war das Kind aber schon in den Brunnen gefallen.
Du bist dennoch geblieben. Was habt Ihr Euch für diese Saison vorgenommen?
Lienhard: Die Entwicklung steht bei uns an oberster Stelle. Wir haben 15 Spieler aus der eigenen U 19 hochgezogen, was für die gute Nachwuchsarbeit beim SC Freiburg spricht. Wie haben intern keine tabellarischen Ziele ausgegeben, wollen Spiele gewinnen, das Maximale herausholen und als Einzelner sowie als Mannschaft besser werden.
Mit 32 Jahren steuert man langsam dem Karriereende entgegen. Hast Du dir schon Gedanken gemacht, wie es nach dem Fußball für Dich weitergeht?
Lienhard: Ich würde gerne dem Fußball erhalten bleiben, könnte mir eine Tätigkeit im Trainerbereich oder Management durchaus vorstellen. Als Back-Up bin ich mit meinem Studium aber auch nicht schlecht aufgestellt.
Autor: Peter Haidinger/MSPW
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