FSV-Trainer Tim Görner: "In kurzer Zeit große Entwicklungsschritte"
Dank einer Serie von neun Spielen ohne Niederlage und zuletzt vier Siegen nacheinander übernahm der FSV Frankfurt die Tabellenführung in der Regionalliga Südwest. Im Rahmen des 12. Spieltages steht für den Ligaprimus jetzt am Samstag ab 14 Uhr das "Spiel der Woche" in der heimischen PSD Bank Arena gegen Eintracht Frankfurt II an. Ausgerechnet der Stadtrivale hatte dem FSV zuletzt durch sein 0:0 gegen Kickers Offenbach zum Sprung an die Tabellenspitze verholfen.
Nicht nur für FSV-Trainer Tim Görner ist das Frankfurter Derby eine besondere Partie. Bereits im August hatte der FSV zum 125-jährigen Vereinsjubiläum die Profis der Eintracht zu Gast. Im Regionalliga Südwest-Interview spricht der 28-Jährige über den guten Lauf, seine Ausbildung zur UEFA Pro Lizenz und die extrem ausgeglichene Liga.
Hallo Tim! Wie gut gefällt Dir aktuell der Blick auf die Tabelle der Regionalliga Südwest?
Tim Görner: Es macht natürlich Spaß und ist eine schöne Momentaufnahme, die wir genießen, aber auch einzuordnen wissen.
Anfang April war der FSV nach dem 28. Spieltag noch punktgleich mit einem Abstiegsplatz. War der erfolgreiche Endspurt bereits die Basis für den guten Start in dieser Saison?
Görner: Das würde ich so nicht unterschreiben und ist völlig losgelöst von der aktuellen Situation. Der FSV Frankfurt hat in der Regionalliga Südwest jahrelang um den Klassenverbleib gekämpft. Auch in der Saison 2021/2022 standen wir auf einem Abstiegsplatz, als ich die Mannschaft übernommen hatte. In meiner ersten kompletten Saison sind wir auf dem fünften, danach auf dem neunten Rang gelandet, haben mit einem einstelligen Tabellenplatz unser Saisonziel erreicht. Am Ende haben wir die Klasse mit 14 Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz gehalten.
Was sind die wichtigsten Gründe für das bislang so gute Abschneiden?
Görner: Schon in den letzten Jahren hatten wir immer eine zweistellige Anzahl an Zu- und Abgängen. Aufgrund der hohen Kaderfluktuation dauert es dann in der Regel seine Zeit, bis sich eine Mannschaft findet. Diesmal ist es uns allerdings gelungen, die neuen Spieler auf und neben dem Platz sehr schnell zu integrieren. Wir haben eine klare Hierarchie und Rollenverteilung. Das Team hat sich sehr schnell gefunden und harmoniert gut.
Bei der Trainerumfrage vor Saisonbeginn wurde der FSV Frankfurt von keinem Kollegen als Aufstiegsaspirant genannt. Fühlt Ihr Euch wohl in der Außenseiterrolle?
Görner: Ich bin mir sicher, die Umfrage würde zum aktuellen Zeitpunkt ein wenig anders ausfallen. (lacht) Wir haben einen Lauf, können die Situation aber richtig einordnen. Vieles läuft momentan für uns, wir haben die engen Spiele auf unsere Seite gezogen. Es ist aber auch nicht alles Zufall. Hinter den Ergebnissen steckt auch jede Menge Arbeit.
Du hattest einen einstelligen Tabellenplatz als Zielsetzung ausgegeben. Bleibt es dabei oder ist auch deutlich mehr drin?
Görner: Die Liga ist extrem ausgeglichen und ich glaube, dass ein einstelliger Tabellenplatz ein ambitioniertes und realistisches Ziel für uns ist. Natürlich wollen wir bestmöglich abschneiden. Die Mannschaft macht in sehr kurzer Zeit große Entwicklungsschritte, die uns weiterbringen.
Am zweiten Spieltag setzte es eine herbe 0:5-Niederlage bei Kickers Offenbach. Was ist danach passiert?
Görner: Wir haben in Offenbach bis zum Platzverweis von Giorgio Del Vecchio in der 70. Minute ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht, dann aber in Unterzahl leider noch vier weitere Treffer kassiert. Ich will dennoch überhaupt nicht von einem "Wachrüttler" sprechen. Vielmehr haben wir in der Analyse die Partie bis und nach dem Platzverweis bewertet. Die Dinge wurden angesprochen und unsere Lehren daraus gezogen. Wir haben dann bei den Stuttgarter Kickers in Unterzahl sogar 1:0 gewonnen.
Am Samstag steht das Nachbarschaftsduell gegen Eintracht Frankfurt II an. Welchen Stellenwert hat dieses Spiel für den FSV?
Görner: Wir wollen unsere Serie möglichst ausbauen, sind zu Hause noch unbesiegt. Das soll auch so bleiben.
Wie sehr wurmen noch die beiden Niederlagen aus der letzten Saison gegen die Eintracht?
Görner: Durch die hohe Fluktuation im Kader kann die Hälfe meiner Mannschaft nichts mit den Spielen aus der vorherigen Saison anfangen. Auch das komplette Trainerteam der Eintracht hat sich verändert, dazu stehen auch dort ganz andere Spieler auf dem Platz. Dennoch habe ich die Spiele nicht vergessen. Wir sind beim 1:5 bei der Eintracht in der Schlussphase mächtig unter die Räder gekommen, haben in der Rückserie durch einen Treffer in der Nachspielzeit unglücklich 0:1 verloren. Diesmal wollen wir den Platz als Gewinner verlassen.
Zuletzt trotzte die Eintracht in Eurer PSD Bank Arena dem OFC ein 0:0 ab. Welche Eindrücke konntest Du dabei sammeln?
Görner: Nach dem recht holprigen Saisonstart kommt die Eintracht so langsam in Fahrt, hat sich den Punkt durch eine engagierte Leistung redlich verdient. In einer sehr intensiven Begegnung hat die Mannschaft dem OFC alles abverlangt.
Ihr seid jetzt Tabellenführer und jeder erwartet einen Sieg. Macht das die Aufgabe dadurch besonders schwer?
Görner: Von der Tabellenkonstellation her gehen wir als Favorit in dieses Spiel, lassen uns davon aber nicht blenden. Wir wollen weiter erfolgreich sein, gehen aber auch entspannt mit der Situation um. Sollte unsere Serie gegen die Eintracht reißen, wird das bei uns nicht für eine Weltuntergangstimmung sorgen.
Im August hatte Ihr Team zum 125. Geburtstag des Vereins bereits ein Testspiel gegen die Profis der Eintracht absolviert. Welche Erinnerungen hast Du an dieses Duell?
Görner: Wir haben uns in diesem Highlight-Spiel trotz der 2:5-Niederlage sehr gut verkauft. Es war ein Super-Event, bei dem die Zuschauer voll auf ihre Kosten kamen. Ich weiß nicht, was das bei der Mannschaft ausgelöst hatte. Aber Fakt ist, dass wir danach kein Spiel mehr verloren haben. (lacht)
Du bist bereits seit vielen Jahren für den FSV tätig, hast Dich von der Jugendabteilung bis zum Cheftrainer hochgearbeitet. Hattest Du diese Trainerkarriere genauso geplant?
Görner: Ich habe mit 15 Jahren bei den Bambinis angefangen, als Trainer zu arbeiten. Über verschiedene Stationen folgte der Weg ins FSV-Nachwuchsleistungszentrum. Dort hatte ich erst als Co-Trainer der U 17 und U 19 gearbeitet, bevor ich zum Cheftrainer wurde. 2021/2022 wurde ich Co-Trainer der ersten Mannschaft unter Thomas Brendel, habe das Team dann noch in derselben Saison übernommen. So etwas kann man nicht planen, ich habe Stück für Stück die nächsten Schritte gemacht.
Wie schwierig ist es, als Sohn des langjährigen Präsidenten Cheftrainer zu sein?
Görner: Als ich die Mannschaft mit 26 Jahren auf einem Abstiegsplatz übernommen hatte, gab es sicherlich einige Zweifler, weil ich davor noch nie eine Seniorenmannschaft trainiert hatte. Es war eine spezielle Konstellation, die nicht alle befürwortet hatten. Im Endeffekt bot sich mir eine Chance, die ich genutzt habe. Dass mein Vater den Verein als Präsident führt, hatte damit überhaupt nichts zu tun.
Wo siehst Du Dich und den FSV Frankfurt in fünf Jahren?
Görner: Ich absolviere gerade beim DFB die Ausbildung zur UEFA Pro Lizenz, werde die Abschlussprüfung im Dezember ablegen. Im Fußball ist nichts planbar, deshalb fällt mir eine Antwort auf diese Frage schwer. Ich habe meinen Vertrag in der Vorbereitung auf die aktuelle Saison vorzeitig um ein weiteres Jahr bis 2026 verlängert, sehe beim FSV eine Perspektive. Wir wollen weg vom Status Quo, immer nur gegen den Abstieg zu spielen. Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen wir uns zu einem absoluten Top-Team der Regionalliga entwickeln.
Autor: Peter Haidinger/MSPW
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